Zwanzig Jahre Partnerschaft mit Gemeinde Baranów

Als Johann Börgmann am 14. Juli 1997 gemeinsam mit der damaligen Bürgermeisterin Rita Janßen das Partnerschaftsabkommen zwischen der Gemeinde Ihlow und der polnischen Gemeinde Baranów unterzeichnete, war ihm nicht bewusst, wie bedeutsam seine Unterschrift auf dieser Urkunde für ihn sein würde. Börgmann war seinerzeit stellvertretender Gemeindedirektor von Ihlow und vertrat seinen Chef Harm Jürgens.
Heute, 20 Jahre später, ist Johann Börgmann Bürgermeister der Gemeinde Ihlow und, wie er selbst sagt, ein großer Freund Polens geworden.

Pünktlich zum Jubiläum war er mit einer Delegation mit Vertretern aus Politik, Feuerwehr und Verwaltung zu Gast in Baranów in der Woiwodschaft Großpolen. Bürgermeisterin Bogumila Lewandowska-Siwek hatte zu einer Feierstunde in das Bürgerhaus der Gemeinde geladen. Dort wurde nicht nur an die Anfänge der Partnerschaft Ende der 1980er Jahre erinnert und der Werdegang der Partnerschaft dokumentiert, sondern auch gleich eine Verlängerung des Partnerschaftsabkommen vereinbart. Neben den beiden Bürgermeistern haben auch die jeweiligen Ratsvorsitzenden, Marian Kremer auf Seiten der Gemeinde Baranów und Mettin Köllmann als sein Pendant aus Ihlow, das Abkommen feierlich unterzeichnet.

Auch die beiden Amtsvorgänger Börgmanns und Lewandowska-Siwek, Harm Jürgens und Jan Sarnowski, waren unter den zahlreichen Gästen und nahmen erfreut zur Kenntnis, dass die Partnerschaft lebt und weiter Bestand haben wird.

Die Anfänge der Beziehungen reichen jedoch in das Jahr 1989 zurück, als Polen sich gerade von der kommunistischen Diktatur befreit hatte. Die Not in großen Teilen der Bevölkerung war groß und im Dezember 1989 startete das DRK Ihlow, dem ein gewisser Johann Onken angehörte,  mit der allerersten Hilfslieferung nach Kepno und Umgebung.
Es folgten weitere Hilfslieferungen vom DRK Ihlow an das Rote Kreuz (PCK) in Kepno und zum Altenheim im benachbarten Rzetnia. Mit von der Partie waren unter anderem auch Feuerwehrmänner aus Ihlow. Dazu später mehr.

Das PCK hat sich stets um Dolmetscher gekümmert, und einer davon war Jozef Wilaszek, Elektrikermeister aus dem benachbarten Baranów. Der überbrachte dann bei einer solchen Gelegenheit die Einladung seines Freundes und Nachbarn Jan Sarnowski, Bürgermeister der Gemeinde Baranów, zu einem Besuch in dessen Rathaus. Johann Onken und seine Begleiter folgten dieser Einladung, wurden nett empfangen, mit Kaffee und Kuchen bewirtet - und dann äußerte dieser Bürgermeister den Wunsch, mit einer deutschen Gemeinde in Kontakt zu treten, da er hoffte, daraus für seine Gemeinde viel lernen zu können. ... und so fing alles an!!!

Die ersten freundschaftlichen Beziehungen der Gemeinde Ihlow zur Gemeinde Baranów entstanden im April 1994. Der erste Besuch einer Delegation aus Baranów in Ihlow fand vom 16. bis 19. September des gleichen Jahres statt.  Bereits ein Jahr später, vom 27. April bis zum 1. Mai 1995, starteten die Ihlower zu einem Gegenbesuch nach Polen.
Die Verbindung verfestigte sich und so kam es am 14. Juli 1997 zur Unterzeichnung des offiziellen Partnerschaftsabkommens zwischen Ihlow und Baranów im Alten Fahnster Krug in Westerende-Kirchloog.
Ein großer und bewegender Moment war dann die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Baranów für Johann Onken, die er für seine herausragenden Verdienste um die deutsch-polnische Partnerschaft am 14. April 1998 erhielt.

Es folgten regelmäßige, wechselseitige Besuche. Diese Besuche mit immer unterschiedlichen Zusammensetzungen der jeweiligen Delegationen (Politik, Verwaltung, Feuerwehr, Landfrauen, Sport, DRK) und die Programme vor Ort haben das jeweilige Land, seine Geschichte, aber vor allen Dingen die Menschen näher gebracht. „Und genau das ist Sinn und Zweck dieser Partnerschaft“, betont der Ihlower Bürgermeister.

Bei den Besuchen der offiziellen Delegationen ist eine gegenseitige Vertrautheit, ja Freundschaft zu
spüren. Der Bürgermeister macht dies am Gesichtsausdruck der Beteiligten fest. „Wenn wir uns heute bei einer solchen Begegnung wiedersehen, liegt ein Lächeln, ja ein freudiges Lachen auf allen Gesichtern“. Bei seinem ersten Besuch, so Börgmann weiter,  hätten alle etwas angespannt und ernst geschaut. Doch das ist mehr als 20 Jahre her.

Von Anfang an waren die Feuerwehren eine tragende Säule dieser Partnerschaft. Bei den Feuerwehrleuten sprang der Funke schnell über. Der Ihlower Bürgermeister ist immer noch fasziniert, wie deutsche und polnische Feuerwehrleute vor ihren Fahrzeugen fachsimpeln, obwohl sie die Sprache des anderen gar nicht verstehen. Es gibt hier offensichtlich keine Sprachbarrieren.

Für Börgmann ist die Verständigung dann auch der einzige Wehrmutstropfen. „Wenn wir uns unterhalten wollen, brauchen wir unbedingt einen Dolmetscher“.  Das hat bisher immer gut funktioniert und seit vier Jahren ist Izabella Dalidowicz aus Aurich immer mit von der Partie. Die gebürtige Polin ist ein Glücksfall für die Partnerschaft, die, wie soll es anders sein, von Johann Onken „entdeckt“ wurde.
Seit geraumer Zeit wird an den polnischen  Schulen auch Englisch gelehrt und dies erleichtert die Verständigung erheblich.

Apropos Schule: Auch die Hermann-Tempel-Schule Ihlow ist am Partnerschaftsgeschehen seit 1997 aktiv beteiligt.  Der Schüleraustausch mit dem Gimnazjum Morczen ist ein fester Bestandteil der Schularbeit. „Wir sind sehr froh über das Engagement der Lehrkräfte und wirken dort, wo es möglich ist, unterstützend mit“, so der Bürgermeister.

Noch relativ frisch, aber dafür umso intensiver, ist die Zusammenarbeit der Jugendfeuerwehren aus Weene und Baranów. 2013 nahmen 21 Mitglieder des polnischen Feuerwehrnachwuchses und 3 Begleitpersonen auf Einladung der Ihlower Ortswehr am Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Tannenhausen teil. Von Beginn an waren und sind Alwin Lienemann und Paul-Dieter Köller die Initiatoren dieser Jugendbegegnung. Viermal haben sich die Gruppen bereits seit dem Zeltlager in Tannenhausen wiedergesehen. In einem Workshop, der im Oktober 2016 mit den Hauptverantwortlichen auf beiden Seiten stattgefunden hat, wurden Ziele der Zusammenarbeit ausgearbeitet.

20 Jahre gemeinsam,“ razem“, wie es auf Polnisch heißt. Als Ausdruck des Dankes für eine vielleicht nur bescheidene, aber sehr intensive Form der deutsch-polnischen Verständigung hat Bürgermeister Johann Börgmann der Gemeinde Baranów während der Feierlichkeiten die Ehrenmedaille der Gemeinde Ihlow verliehen.